März: Für den Start in die Gartensaison 2022 beschenkte uns der März mit angenehmem Wetter, so konnten wir uns bei milden Temperaturen den ersten Gartenarbeiten widmen. Zum Saisonstart gab es im Gemeinschaftsgarten und dem VSP personelle Änderungen. Heike Löffler, Gründerin des Interkulturellen Gemeinschaftsgartens, ging nach jahrzehntelangem Engagement und Mitarbeit im VSP in den Ruhestand. Seit März 2022 ist Caroline Knoblich die neue Koordinatorin im Projekt. Und als Projektmitarbeiter ist Thomas Helm neu hinzugekommen. Daher stand das Jahr auch unter dem Stern der Einarbeitung in unsere vielfältigen Projektfelder und –aufgaben. Beide teilen sich eine vom Land Sachsen geförderte Stelle. Zeitgleich und mit dem Wissen über das Ende der Projektförderung Anfang 2023 stand das Jahr im Fokus der Anschlussfinanzierung. Schon mit Beginn der Gartensaison starteten Strategiegespräche mit Vereinsgeschäftsführung, Vereinsfachberatung, Quartiersmanagerin und Beratung der Stadt Dresden, um in diesem Jahr gezielt Förderanträge für eine Fortführung und Weiterentwicklung des Gemeinschaftsgartens in 2023 vorzubereiten.
Zum Saisonstart vor Ort gab es als öffentliches Angebot einen Workshop zum gemeinsamen Vorziehen verschiedener Gemüsekulturen und wir starteten wieder mit unseren offenen Gartenzeiten, Gruppentreffen und gemeinsamen Arbeitseinsätzen. Als erstes Anliegen setzten wir in diesem Jahr einen visuellen Gartenplan um und einigten uns über die folgenden Gruppentreffen auf den neuen diesjährigen Gieß- und Pflegeplan, immer wieder auch mit der Unterstützungsleistung unserer arabisch-deutschsprechenden Mitglieder als Übersetzende. Bei der Aushandlung der Verantwortungsübernahme und Umsetzung dieser im laufenden Jahr kam es immer wieder zu Reiberein und Missverständnissen – in den Gruppentreffen und Einzel- sowie Kleingruppengesprächen setzen wir uns aktiv mit den Konflikten auseinander, redeten miteinander und suchten nach Lösungen.
April: Nachdem wir im März Struktur in den Garten brachten, Pflanzen vorgezogen, Beete repariert und für die kommende Aussaat vorbereitet hatten, genossen die Gartenmitglieder im April die darauffolgenden Pflanzaktionen sowie das ausgedehnte „Buddeln und Graben“ in der Erde. Zur Anreicherung unseres Bodens haben wir vorbereitend unseren eigenen Humus und zusätzlich bei der städtischen Kompostanlage georderten Humus in die Böden eingebracht. Es gab auch nette Zusammenkünfte und Unterhaltungen im Trockenen, wenn es mal wieder regnete. Neue Gartenmitglieder und Interessierte wurden durch den Garten geführt, über Gemeinschaftsregeln aufgeklärt und nach Gruppenrücksprache aufgenommen. Eine Praktikantin vom SUFW absolvierte ihr Erprobungspraktikum bei uns und unterstütze unsere gärtnerische Arbeit für zwei Monate.
Aktiv beteiligten wir uns auch an den Veranstaltungen und Workshops im Rahmen des Masterplan Prohlis. Dazu fanden wir uns gleich Anfang April mit zahlreichen Prohliser Akteur*innen und dem Oberbürgermeister zu einem Austausch in der Prohliser Kirche ein, im Mai folgten eine Infoveranstaltung im Bürgersaal und ein Beteiligungsworkshop im Prohliszentrum. Eine andere Beteiligung leisteten wir inhaltlich durch die Mitarbeit an der Konzeptionierung zum zukünftigen Bürgerhaus Prohlis.
Mai: Folgend zeigte sich der Garten, nach all den Vorarbeiten im März und April in seiner immer grüner werdenden Pracht. Soziale Akteur*innen aus Ústí nad Labem besuchten uns im Rahmen eines Stadtteilspaziergangs und zum Kennenlernen der Prohliser Akteurslandschaft für einen kurzen Austausch. Am gemeinsamen Gartenbautag gab es, bei schönstem Wetter, eine rege Beteiligung der Gartenmitglieder und es wurde viel und fleißig gegärtnert und alle notwendigen Aufgaben erledigt. Außerdem feierten wir Anfang Mai alle gemeinsam das Fest des Fastenbrechens im Islam, das sogenannte Zuckerfest. Dazu kamen die Gartenmitglieder zahlreich zusammen, genossen die arabische Küche, führten nette Gespräche und nutzten die Gelegenheit sich weiter kennenzulernen. Als öffentliches Angebot wurde in diesem Monat an mehreren Nachmittagen eine Nisthilfe für Wildbienen gebaut. Durch unsere Mitgliedschaft im Tauschnetz Elbtal beteiligten wir uns auch am „Markttag Tauschnetz Elbtal“ auf dem FABI-Gelände Ende Mai.
Juni: Im Gemeinschaftsgarten erblühten und wuchsen immer mehr Pflanzen und so konnten wir schon bald neben Rhabarber, Erdbeeren und Beerenobst, das erste Gemüse ernten. In dieser Zeit, und besonders an sonnigen Tagen wurde im Schatten der Garten zunehmend zur Erholung und für persönliche Gespräche genutzt, wobei der ein oder andere seine Sprachkenntnisse verbesserte und wir viel voneinander lernten im Miteinander und Gartenalltag. Immer wieder bekommen wir auch Anfragen von Studierenden: in diesem Monat besuchte uns eine Masterstudierende, die drei unserer Mitglieder im Rahmen ihrer Forschung zu Großwohnsiedlungen in Ostdeutschland interviewte. Außerdem bekamen wir Besuch von einem Studierenden, der mit fünf Mitgliedern im Rahmen seiner Bachelorarbeit zu Gemeinschaftsgärten als Sozialraum ein Gruppeninterview durchführte.
Juli: Die Ernten, von dem was uns der Garten bereitstellte, wurden im Monat Juli immer reichhaltiger und erfreuten so manchen Gaumen. Wie auch bereits in den Vormonaten wurde der Garten neben Teamsitzungen, Treffen von Stadtteilgruppen, Vereinen und Initiativen aus dem Stadtteil für verschiedene Anlässe genutzt, darunter Regional- und Ortsgruppen, Stadtteilschulen, Mitgliederfeste sowie der gebührende Abschied von Heike Löffler aus dem Gemeinschaftsgarten und dem VSP. So begleiteten drei unserer Ehrenamtlichen auch das Erzählcafé des KulturAktiv e. V. im Rahmen eines Stadtspaziergangs – ein gelungener Anlass für Nachbarschaftsaustausch, Mitgestaltung und eine spontane Gesangseinlage der Prohliser Hausmusikgruppe im Gemeinschaftsgarten. Durch die Nutzungen mit und von Gästen konnten wir acht Veranstaltungen umsetzen. Darin sehen wir u.a. auch unseren Auftrag, als Stadtteil- und Nachbarschaftsgarten das Miteinander, kulturelle Angebote und vielfältiges Stadtteilleben mit zu entwickeln und zu gestalten.
Bauprojekte gibt’s immer, doch im Juli befanden wir uns mit der Planung zum Bau eines Sommercafés in der Endphase. Dass wir diesen schon länger in der Gartengemeinschaft bestehenden Wunsch überhaupt nachgehen konnten, verdanken wir dem Projekt Jugendmigrationsdienst „Im Quartier“ des Caritasverbands für Dresden e. V., die uns die notwendigen Projektmittel für die Umsetzung zu Verfügung stellten. Ein riesiges Dankeschön dafür! Aus dem Stadtteil gab es dafür auch Möbelspenden, die wir bereits Ende Mai aus dem Netzwerk vermittelt bekamen sowie aus dem Tauschnetz Elbtal eine Bauholzspende.
August: Der August war ein Kampf gegen den trockenen und heißen Sommer. Positiv dabei, den Nacktschnecken war es ebenfalls zu heiß und so blieb unser Gemüse verschont. Wie auch bereits in den vergangenen Monaten gab es zweimal in der Woche einen Erntetag, an welchem wir gemeinsam die Erzeugnisse von den Gemeinschaftsflächen solidarisch teilten. Es musste weiterhin reichlich gegossen werden. Einige waren in dieser Zeit im Urlaub und Gießpläne und Vertretungen wurden ausgehandelt. Außerdem wurden die ersten Arbeiten für den Bau des Sommercafés begonnen.
September: Kühlere Temperaturen im September waren perfekt für die bevorstehenden baulichen Tätigkeiten, welche diesen Monat maßgeblich bestimmten. Die Beteiligung der Gartenmitglieder und interessierter Personen an den einzelnen Bauphasen vom Fundament über die Rahmenkonstruktion bis hin zur Holzverkleidung war großartig. Einige brachten auch immer wieder hilfreiche Ideen und Lösungen zu einzelnen baulichen Herausforderungen mit ein und führten so zu einem tollen, gemeinschaftlich erreichten Ergebnis. Mit Freude blicken wir auf die kommende Gartensaison mit vielen neuen gemeinschaftlichen Nutzungsmöglichkeiten für dieses Café. Besonders engagiert dabei waren unsere Ehrenamtler, welche sehr viel Zeit in dieses Projekt investierten. Um dieses Engagement nicht nur unserer, sondern aller Prohliser Ehrenamtlichen zu würdigen, rief das Quartiersmanagement in Zusammenarbeit mit den Prohliser Akteuren und Akteurinnen ein Ehrenamtsfest ins Leben, welches wir mit unseren Ehrenamtlichen besuchten und inhaltlich unterstützen. Ebenfalls im September fand unser traditionelles Kartoffelfest statt. Das Kartoffelfest ist mittlerweile im Gemeinschaftsgarten Prohlis zu einem wichtigen und regelmäßig wiederkehrenden Event geworden. Dieses findet nach der Kartoffelernte statt. Dabei steht neben der Geselligkeit der Kartoffelverzehr im Vordergrund. Schon Wochen vorher wurde geplant, wer was zum gemeinsamen Essen mitbringen wird. Am Tag des Festes hatten die Gartenmitglieder verschiedene Versionen von Quark gemacht, dazu gab es diverse internationale Salate und natürlich einen riesigen Topf Pellkartoffeln sowie ein arabisches Kartoffelgericht. Alle ließen es sich schmecken und genossen die gesellige Atmosphäre. Solche Zusammenkünfte und Begegnungen sind immer wieder eine Freude und werden von allen Teilnehmenden sehr genossen und geschätzt. Besucht hat uns diesen Monat auch der Club der Lebenshilfe – ein geselliger Nachmittag mit Kaffeetafel und Austausch.
Oktober: Auch wenn der Oktober uns das Ende der Gartensaison immer deutlicher vor Augen führte, gab es in diesem Monat allerhand Aktivitäten im Stadtteil, an denen der Gemeinschaftsgarten beteiligt war. Am 8.10. veranstaltete „Prohlis ist bunt“ in Kooperation mit uns und vielen weiteren Prohliser Aktiven wieder sein jährliches Prohliser Bürgerfest für ein nachbarschaftliches und friedvolles Zusammenleben in Prohlis. Auch der Gemeinschaftsgarten, als Teil dieses Netzwerks, war an der Vorbereitung und Durchführung dieses sehr gelungenen Fests beteiligt. Die Vorbereitung gestalten die Netzwerkakteur*innen in den monatlichen Netzwerksitzungen, welche auch das Fundament für einen Großteil der Gemeinwesenarbeit in Prohlis stellen. Des Weiteren gab es in diesem Monat das, von Prohliser*innen freudig und zahlreich angenommene, Halloweenfest, dessen Umzug, diesmal nicht im Gemeinschaftsgarten, sondern im Gelände des Fabi endete. Es freut uns zu sehen, dass all die Vorbereitungstreffen und Stunden der Planung, Organisation und schließlich Umsetzung in so einem tollen Fest mündeten. Auf dem Gelände des Gemeinschaftsgartens gab es im Oktober ein offenes Angebot zum Saft pressen. Viele interessierte Gartenmitglieder beteiligten sich an dieser Aktion und auch die Neugier weiterer Prohliser*innen führte sie an diesem Tag zu uns in den Garten. Eine solche Aktion mit so vielen Menschen gemeinsam durchzuführen war eine Freude und voller Erfolg. Sicherlich werden wir ein solches Angebot in Zukunft wiederholen. Ein Dank für die üppigen Apfel- und Birnenspenden von der Streuobstwiese bei Golberode.
November: Im November gab es die letzten gemeinschaftlichen Erntetage, an denen noch die ein oder andere Kleinigkeiten aus dem Garten geteilt wurde. Außerdem bereiteten wir den Garten in Arbeitseinsätzen Stück für Stück auf die Winterruhe vor. Geräte wurden gereinigt, das Lager aufgeräumt, die Wasserpumpe ausgebaut, viel Laub gerächt und die Beete mit einer Mulchschicht aus Rasenschnitt und Laub abgedeckt und so vor dem kommenden Frost und der Witterung im Winter geschützt. Auch Nachbarschaftshilfe gehört zu unserem Projekt: beim Umzug eines Gartenmitglieds wurde aus der Gemeinschaft heraus schnell geholfen.
Dezember: Der Jahresabschluss Mitte Dezember war auch das letzte große Treffen in diesem Jahr, und so wurde der Tag auch zur Rückschau und Besinnung genutzt. Gemeinsam saßen wir gut gelaunt an einem wärmenden Feuer im schneebedeckten Garten, ließen uns weihnachtliches Gebäck sowie andere Snacks schmecken und sangen dabei das ein oder andere Weihnachtslied. Zum Schluss gab es für jeden ein Schrottwichtelgeschenk und einen Weihnachtsstern. In dieser weihnachtlichen Rückschau wollen wir uns recht herzlich noch bei der Gärtnerei Nietzsche und Gartenbau Heiko Mehnert für die gespendeten Tomaten- und Gurkenpflanzen bedanken. Außerdem geht ein herzlicher Dank an die Baumschule Lux, welche uns Ende des Jahres mit einer Birnbaumspende und zwei Kiwipflanzen unterstützte.
Weiterhin bedanken wir uns als Team insbesondere bei unserem Trägerverein für zahlreiche Reflexionen, Teamsitzungen und Strategiegespräche, dem Quartiersmanagement Prohlis für die Zusammenarbeit und Beratung, unseren Förderern und Kooperationspartner*innen für die Unterstützung und Zusammenarbeit auf unterschiedlichen Ebenen sowie unserer bunten Gartengemeinschaft für ihr ehrenamtliches Engagement in unserer blühenden Oase und im Stadtteil.
In der Hoffnung, dass wir ab April 2023 weiter als Stadtteilgarten und Projekt bestehen können, visionieren wir bereits unser nächstes Gartenjahr mit bunten Ideen für Begegnung und einen vielfältigen und nachhaltigen Stadtteil Prohlis.